Unterkirche von St. Thaddäus wurde renoviert und die Orgel geweiht

Im Krieg ein Luftschutzraum

AUGSBURG – Vier Jahre war die Unterkirche von St. Thaddäus in Augsburg-Kriegshaber geschlossen. Das Gewölbe mit seinen geduckten Rundbögen aus Ziegelmauerwerk war durch die veraltete Heizungsanlage und Elek-trik nicht mehr gut benutzbar, der unebene, in die Jahre gekommene Fußboden nicht mehr zweckdienlich.

Das Backsteingewölbe der Unterkirche ist der älteste Teil der Kirche St. Thaddäus von Architekt Thomas Wechs sen., Baubeginn war am 8. März 1939. Die Unterkirche wurde mitten im Zweiten Weltkrieg am 19. Juli 1942 geweiht. Sie diente  auch als Luftschutzraum.

Anfang des Jahres 2020 konnte die Unterkirche wegen des zu kleinen Raumangebots ab Pandemiebeginn nicht mehr genutzt werden. Die Pfarrei entschloss sich zur Renovierung, zusammen mit einer Sanierung der Heizungsanlage im angrenzenden Pfarrhaus. 

Eine Fußbodenheizung wurde eingebaut, die Elektrik erneuert und die aus den 1970er Jahren stammende Beleuchtung auf einen energieeffizienten Stand gebracht. Der Fußboden aus Gussasphalt wird noch mehrfach abgeschliffen, damit er wie ein Terrazzoboden wirkt.

Die „neue“ Orgel in der Unterkirche wurde von den Barmherzigen Schwestern des Vincentinums in Augsburg übernommen. Bis zum Abbruch des früheren Seniorenheimtrakts mit der vormaligen Hauskapelle war die Kubakorgel dort in Gebrauch. Orgelbaumeister Andreas Offner führte die Generalüberholung, Aufstellung und Intonierung am neuen Standort durch. 

Beim als Wandelgottesdienst zwischen Unterkirche und dem großen Kirchenschiff von St. Thaddäus gestalteten Festgottesdienst weihte Weihbischof Anton Losinger den erneuerten Kirchenraum und die Orgel. Dieses erste Stück der Kirche St. Thaddäus sei im Krieg auch ein Schutzraum für die Menschen gewesen. Mancher fühle sich an die Katakomben in Rom erinnert, in denen die Christen überlebt und in der Substruktur ihren Glauben bezeugt hätten, erläuterte Losinger. Auch im Heute seien Christen in der Situation, gesellschaftlich in eine Unterkirchensituation zurückzufallen. 

Weihbischof Losinger zitierte Hans Küng: Nicht Atheismus aus Gewalt und Verfolgung, sondern aus Gewöhnung und Vergessen sei auf dem Vormarsch. „In der oberen Welt ist Kirche nicht mehr so leicht wiedererkennbar“, sagte der Weihbischof. Die „Unterkirche“ müsse sich im Weitertragen des Glaubens bewähren, etwa durch die Schulgründung der Bischof-Ulrich-Schule in Kriegshaber. Religionsunterricht sei heute oft die erste, einzige und letzte Begegnung junger Menschen mit dem Glauben. Auch den von den Nationalsozialisten ermordeten Pfarrer Dietrich Bonhoeffer zitierte Weihbischof Losinger: Wenn zu einer Zeit das Christentum in einem Wohnzimmer Platz habe, so umfasse seine Botschaft doch das ganze Universum.

Die Orgelspieler Roland Plomer und Kristian Antal sowie die Sängerin Alexandrina Simeon gestalteten den Festgottesdienst in der Unterkirche und oben im Kirchenraum musikalisch.

Annette Zoepf

11.04.2024 - Bistum Augsburg